Die Coronakrise zeigt: Eltern und Kinder halten zusammen – eine Zwischenbilanz

Die Coronakrise zeigt: Eltern und Kinder halten zusammen – eine Zwischenbilanz

Wie wirkte die Viruskrise auf Familien, und was folgt daraus?

Viele sprachen von Überforderung von Eltern, Rückfall in alte Rollenmuster, Stress und Druck in Familien. Nach vier Monaten Coronakrise können wir jedoch beeindruckt sein von der Kraft und der Resilienz der Familien. Insgesamt lässt sich sagen: Familien halten in der Krisensituation  zusammen und meistern die Situation gemeinsam.

Gewiss ist nicht von der Hand zu weisen, dass Stress wirkt – zum Beispiel, da und dort, so, dass Eltern in traditionelle Rollen zurückfallen – Mütter sehen sich wieder als primär verantwortlich für die Kinder, Väter wieder als der Ernährer. Manche Mütter, manche Väter, ja gewiss – Die Voraussetzungen, Geschlechtsrollenstereotype und „Fallen“ in der Arbeitswelt sind immer noch da und schnappen gern zu. Dennoch – als starker, allgemeiner Trend ist die Rede von der „Retraditionalisierung“ der Elternrollen nicht haltbar. Befragungen etwa aus Österreich und Kanada zeigen gar das Gegenteil – Väter kümmern sich in der Home-Office-Situation mehr um ihre Kinder als im „normalen“ Arbeitsleben. Gespräche mit Vätern im Väterzentrum bestätigen dies – Tenor: Seit meiner Elternzeit war ich meinem Kind nicht mehr so nahe wie in der Coronakrisenzeit. Wer hätte so viel Positives vorausgesagt?

Dennoch hat die Coronakrise wie unter einem Brennglas gezeigt, wo die Sollbruchstellen in den Familien bzw. zwischen Müttern und Vätern liegen, und wo der Handlungsbedarf sowohl im privaten Leben wie auch im gesellschaftspolitischen und staatlichen Handeln liegt. Das Stichwort lautet hier: Stereotype Rollenbilder und –erwartungen überwinden – weiter und noch mehr!

Überraschend sichtbar geworden ist darüber hinaus, dass institutionelle, professionelle Kinderbetreuung, frühkindliche Bildung und Ganztagesbeschulung heute nicht mehr wie noch vor wenigen Jahren als „notwendiges Übel“ betrachtet wird (Stichwort „Fremdbetreuung“), sondern als notwendige und förderliche Infrastruktur für Kinder und für – selbstverständlich – berufstätige Mütter und Väter.

(Notabene: Bis vor wenigen Jahren wurde die Frage der „Fremdbetreuung“ für Kinder immer wieder kritisch diskutiert; die Kita für Kinder unter drei Jahren galt als pädagogisch-psychologisch fragwürdig und Teilzeitberufstätigkeit für Mütter als „richtig“ im Sinne der Kinder und als notwendig in Anbetracht der Infrastruktur. Solche Argumentationen sind heute absolut nicht mehr zu hören – gottlob! Die Coronakrise hat offenbar gezeigt, dass der Blick auf die frühkindliche Entwicklung, der die Mutter-Kind-Bindung und Zuständigkeit der Mütter für kleine Kinder als quasi biologisch notwendig sah, nunmehr überwunden ist! Wer hätte das gedacht – Gesellschaft und Politik-Mainstream sind im 21. Jahrhundert angekommen.

Gleichzeitig wollen wir betonen, dass es uns – uns Eltern! – keineswegs darum gehen sollte, Kinder möglichst gut in Institutionen „abschieben“ zu können, um uns besser unseren beruflichen Prioritäten widmen zu können. Hier hat uns manches aus den Elternnetzwerken irritiert – fast immer galt dem Beruf die Priorität und man bekam oft den Eindruck, dass Kinder hierbei in erster Linie stören.

Letztendlich geht es doch um „Vereinbarkeit“, und zwar um gute Vereinbarkeit  – Kinder sind uns wichtig und wir – Väter und Mütter – wollen ihnen viel Zeit und Fürsorge widmen; gleichzeitig sind uns Beruf und Erwerbsarbeit wichtig! Es bleibt die Frage, wie beide Lebensbereiche, beide Prioritäten so gut wie möglich vereinbart werden können!

Hier machen wir weiter: Weiter wollen wir uns dafür engagieren, dass Väter und Mütter Beruf und Familie gut vereinbaren können.

Corona hat gezeigt, dass die Arbeit im Homeoffice eine Riesenchance ist, hier Neues zu ermöglichen und Vereinbarkeit zu erleichtern. Unternehmen/Arbeitgeber und Führungskräfte haben gezeigt, dass sie in diesem Zug mit drin sind – wir unterstützen das.

Dabei werden die Väter weiterhin unsere fokussierte Zielgruppe sein: Noch bessere Vereinbarkeit, noch bessere Flexibilität fördern.

Aber auch Mütter wollen wir weiter in den Blick nehmen: Flexibilität und Homeoffice bieten mehr als nur Teilzeit; und: Wir motivieren Mütter noch mehr Verantwortung für die Kinder auch die die Partner/Väter abzugeben – oder, um den neuen Ausdruck zu verwenden: Die „mental Load“ zwischen Partnern fairer zu verteilen!

Sehr wichtig bei diesen Betrachtungen ist uns, dass: Trennungseltern und -Kinder unter diesen Vorzeichen ebenfalls mit im Blick sind und bleiben, vielfach sind in Trennungssituationen andere Lösungen notwendig, aber auch möglich. Das Wechselmodell (etwa von Woche zu Woche) zeigt hier noch einmal sein Potenzial.

Wir arbeiten dran!

Das Unterhaltsrecht muss reformiert werden. Ein Beitrag zur aktuellen politischen Diskussion

Stellen Sie sich vor, ein Paar trennt sich und entscheidet sich dafür, dass die Kinder vier Tage die Woche beim Vater und drei Tage bei der Mutter leben. Unabhängig davon, ob die Mutter mehr oder weniger als der Vater verdient, wäre in diesem Fall die Mutter im vollen Umfang für die Kinder gegenüber dem Vater unterhaltspflichtig. Der Vater wäre steuerlich und rechtlich besser gestellt und gälte als „Allein-Erziehender“ Elternteil. Als wäre das Engagement und die Fürsorge der Mutter schlicht nicht vorhanden.

Wie würde sich wohl diese Mutter fühlen? Wie würde dieser Umstand gesellschaftlich bewertet?

Die Situation in der sich die Mutter in dieser Geschichte befindet ist mit vertauschten Vorzeichen, für viele Väter Realität. Das derzeitige Unterhaltsrecht benachteiligt auf eklatante Weise erzieherisches und fürsorgliches Engagement von engagierten Vätern. In Teilen wirkt das deutsche Familienrecht, als lebten Familien unverändert in der „Papa-arbeitet-Mama-kocht“-Zeit der westdeutschen 1950er-Jahre.

Und so kommt es, dass die aktuellen Unterhaltsregelungen keinen Unterschied machen, ob ein Vater sein Kind gar nicht, jedes zweite Wochenende oder an drei von sieben Tagen in der Woche betreut. Die Unterhaltshöhe bleibt davon unberührt. Ab dreieinhalb Tagen pro Woche, sprich 50 Prozent der Zeit, verändert sich jedoch alles.

Viele Konflikte, die zwischen getrennten Eltern um das Thema „Wechselmodell“ ausgetragen werden basieren auf dieser Regelung. Nur wenn die Betreuung der Kinder hälftig bzw. annähernd hälftig aufgeteilt wird, findet diese bei der Unterhaltsberechnung Berücksichtigung. Folglich sind viele Väter interessiert eine hälftige Betreuungsaufteilung der Kinder zu vereinbaren, um weniger bzw. keinen Unterhalt mehr zu zahlen. Und viele Mütter sind an einer hälftigen Betreuung vor allem deshalb nicht interessiert, weil sie dann keinen bzw. deutlich weniger Unterhalt bekommen würden.  Es werden fatale Fehlanreize gesetzt die ein Grund für eskalierende Familienkonflikte sind.

Wir begrüßen die Ankündigung einer Reformierung des Unterhaltsrechts durch die Bundesfamilienministerin Franziska Giffey. Sie wäre ein wichtiger Baustein bei der Entwicklung eines gesellschaftlichen und familienrechtlichen Leitbildes „Gemeinsam getrennt Erziehen“ und Elternschaft nach Trennungen auf Augenhöhe sein. Zukünftig sollte zwischen „Alleinerziehenden“ und „Getrennt Erziehenden“ unterschieden werden.

Ein reformiertes Unterhaltsrecht sollte die realen Kosten des Lebens von Kindern in beiden Haushalten berücksichtigen und Eltern flexible Lösungen ermöglichen. Eltern die gemeinsam getrennt erziehen bzw. das Wechselmodell praktizieren, sollten finanzielle Anreize erhalten. So sollten entstehende Mehrausgaben (z.B. zwei Kinderzimmer) durch einen Mehrbedarf abgedeckt und steuerliche Vorteile gewährt werden.

In der neuen Diskussion um eine Reform des Unterhalts steckt jedoch offenbar auch eine Menge Sprengstoff. Auf dem Deutschen Juristentag 2018 wurde etwa mit Sorge auch auf mögliche kontraproduktive Effekte einer Unterhaltsreform hingewiesen. „Es steht zu befürchten, dass es zur Verweigerung eines flexiblen und ausgedehnten Umgangs kommt, wenn die Grenze für den Unterhalt bereits bei 30% der Zeit beginnt. Bemerkt der betreuende Elternteil, dass geteilte Betreuung eine Kürzung seines eigenen Unterhalts bewirkt, wird er sich gegen ausgedehnte Umgangszeiten wehren.“ so die Kasseler Familienrichterin Gudrun Lies-Benachip in einem Vortrag über die Diskussionen beim Juristentag hervor. In diesem Zusammenhang wurde darauf hingewiesen das „bereits ein „Normaler“ Umgang (= jedes 2. Wochenende + die Hälfte der Ferien) 28 Prozent der Jahres-Zeit ausmacht.“

Einen Vorgeschmack wie eine Reform bewertet wird gab es, als Bundesfamilienministerin Franziska Giffey Ihre Ansichten dazu zum Internationalen Frauentag im März in den Medien äußerte. Sofort setzte ein „Shitstorm“ ein: So titelte z.B. ein TAZ Kommentar vom 10.3.2019 damit: „Diese armen benachteiligten Väter“ um dann Giffeys Ankündigung mit dem Verweis auf andere Ungerechtigkeiten lächerlich zu machen. Die „Wirtschaftswoche“ befürchtete, eine “Reform könnte Mütter und Kinder schlechter stellen“ (15.3.2019. Die Tagesspiegel-Kolumnistin Hatice Akyün kam zu dem Schluss: „Es gibt so viele akute Baustellen, dass es wie Hohn klingt, wenn die Ministerin erst mal die Väter entlastet, statt sich dem Armutsrisiko von alleinerziehenden Müttern zu stellen.“ (15.03.2019).

Andere Medien jedoch argumentierten differenzierter. Der Leitartikel der ZEIT (vom 13.3.2019) etwa vermerkte: „Alle, die heute gegen Giffeys Reformpläne wettern, verlangen morgen, dass Väter nach der Geburt des Kindes zu Hause bleiben und ihre erwerbstätigen Frauen entlasten sollen. Man kann aber nicht die Abschaffung des Patriarchats fordern und dort, wo sich das zu den eigenen Ungunsten auswirken würde, für dessen Fortbestand kämpfen. Damit verprellen die vermeintlichen Kämpferinnen für die Sache der Frauen ausgerechnet jene modernen und progressiven Männer, die sie für die feministische Revolution dringend brauchen.“

 

Treffender kann man (frau) es unserer Meinung nach nicht ausdrücken.

 

 

Das Wechselmodell in der Diskussion. Eine Stellungnahme des Väterzentrums Berlin

Eine Anhörung im Deutschen Bundestag zum Wechselmodell als künftiges Leitbild zur Betreuung von Kindern nach Trennungen im Februar 2019 hat eine gesellschaftspolitische und mediale Diskussion in Gang gebracht, an der wir uns beteiligen und hier Stellung nehmen.

Neuerdings wird über das Wechselmodell als Leitbild für ein modernes Familienrecht diskutiert. Das Wechselmodell, so die Initiatoren der Diskussion, soll der Lebenssituation von Eltern und Kindern nach Trennungen in der heutigen Zeit gerechter werden.

Das Wechselmodell (präziser: paritätisches Doppelresidenzmodell) entspricht in der Tat einer zeitgemäßen Rollenauffassung von Frauen und Männern bzw. Müttern und Vätern. Mütter und Väter sind in den letzten Jahrzenten immer mehr beides in einem geworden: „Earner“ und „Carer“ – zu Deutsch: Berufstätige, die Geld für die Familie verdienen, sowie Erzieherinnen bzw. Erzieher ihrer Kinder. Verantwortung für Einkommen und Kinder ist immer mehr zu einer gemeinsamen Verantwortung beider Elternteile geworden. Diese Rollenauffassungen gelten weithin als gesellschaftliches Leitbild, und sie sind immer häufiger auch die Familienrealität.

Trennungen wirken hier sehr häufig im Sinne einer Retraditionalisierung. Das heißt Die Mütter betreuen nach Trennungen oft wieder fast ausschließlich die Kinder und die Väter werden zu „Zahlvätern“ und „Wochenendvätern“. Viele Eltern, Väter wie Mütter, sind mit dieser Retraditionalisierung nicht zufrieden. Für sie ist es ein Rückschritt in überkommene Elternrollen. Zudem entspricht dieses Ergebnis in aller Regel nicht dem vorher gelebten Familien- und Erziehungsalltag.

Diese Entwicklung wird negativ unterstützt durch die professionell in den Trennungsprozessen wirksamen Vorgaben, Strukturen und Akteure wie Jugendamt und Familiengericht.

Deshalb halten wir neue Lösungen für die Übernahme elterlicher Verantwortung für Kinder nach Trennung für sinnvoll und wichtig. Wir vertreten einen lösungsorientierten Ansatz mit dem Leitbild „Gemeinsam getrennt erziehen.“

Väter und Mütter sollten nach Trennungen in der gemeinsamen Verantwortung für die Erziehung und Betreuung ihrer Kinder bleiben. Hierzu gehört, dass beide Elternteile relevant viel Zeit für die Betreuung ihrer Kinder übernehmen sollten.

Trennungsprozesse sollten professionell begleitet und so organisiert werden, dass das Lebensmodell „Earner/Carer“ für beide Eltern und vor allem für die Kinder erhalten bleibt. Wir plädieren für eine obligatorische verpflichtende Mediation für Eltern in Trennungssituationen, bevor ein gerichtliches Verfahren eingeleitet wird.

Die Vorstellung vom „Wechselmodell“ („paritätisches Doppelresidenzmodell“ bietet hierfür eine gute Orientierung.

Mindestens so wichtig wie dieses Leitbild ist jedoch eine differenzierte Herangehensweise an jede Trennungssituation und an jedes von Trennung betroffene Kind.

Das Wechselmodell ist nicht die Ideallösung für jede Trennungsfamilie. In Einzelfällen gibt es gravierende Gründe, die dagegensprechen, z. B. bei konkreter Gefährdung des Kindes durch Gewalt oder Missbrauch. Da räumliche Nähe der Haushalte eine Grundvoraussetzung für ein Wechselmodell ist, kommt es in vielen Fällen rein  aus praktischen Gründen nicht in Frage, da die Eltern zu weit auseinander wohnen. Nach Zahlen des DJI von 2013 leben 23% der getrennten Eltern mehr als eine Fahrstunde voneinander entfernt.

Zentral für gute Lösungen nach Trennungen ist das Ziel einer friedvollen, kindorientierten Zusammenarbeit beider Elternteile nach Trennungen unter dem Vorzeichen gemeinsam getragener Verantwortung.

Professionelle Systeme und Akteure sollten künftig beide Aspekte – Leitbild Wechselmodell und Richtschnur Kindeswohl viel stärker als bisher zum Ausgangspunkt ihres professionellen Handelns machen.

Entsprechende Fort- und Weiterbildungsarbeit sollten entwickelt und finanziert werden; Ausbildungen und Studiengänge sollten diese Aspekte berücksichtigen.

Der Gesetzgeber und die gesellschaftlichen und politischen Akteure sind gefordert, bessere Voraussetzung für partnerschaftliche Familien und deren Erhalt zu schaffen. Aus Schweden wissen wir z.B., dass eine lange Elternzeit des Vaters eine gute Trennungsprophylaxe darstellt.

Auch Information und Aufklärung tut not. Beispielsweise existiert weithin ein Missverständnis beim Thema Sorgerecht. Das „Gemeinsame Sorgerecht“ wird nicht selten vollkommen falsch verstanden, nämlich als „Geteiltes Sorgerecht“, woraus dann ein (Rechts-) Anspruch auf das Wechselmodell abgeleitet wird. Ein fatales, aber häufiges Missverständnis, dass oft zu schwerwiegenden Konflikten zwischen Vätern und Müttern führt – zulasten der Kinder.

Fazit:  Das Wechselmodell sollte durchaus weit stärker als bisher als mögliche Option in den Blick der professionellen Beratungsarbeit sowie der Rechtsprechung genommen werden. Weitaus öfter als bisher gesehen stellt das Wechselmodell eine gute Lösung für gemeinsam ausgeübte Erziehungsverantwortung nach Trennungen der Eltern dar. „Leitbild“ ist hier ein guter Begriff; „Standard“ wäre aus unserer Erfahrung zu weit gegriffen, da recht viele Situationen vor Trennungen ein Wechselmodell nach Trennungen nicht als „gute“ Option im Sinne des Kindeswohls zu bezeichnen wären. Ein Leitbild bietet eine Orientierung und bedeutet keine Festlegung in jedem einzelnen Fall, und schon gar nicht sollte es ein Zwangsmodell sein.

Kinder brauchen nach Trennungen vor allem eines, und davon viel mehr als in vielen Fällen bisher gegeben ist: ein friedvolles und kooperatives Verhältnis ihrer Eltern unabhängig vom Betreuungsmodell. Dafür ist noch viel zu tun!

Sind „Indianer-Wochenenden“ für Väter und Kinder „rassistische und sexistische Kackscheiße“? – Antworten auf die Vorwürfe gegen unsere Arbeit

Als der Artikel „Unter Indianern“ in der Zeitschrift „Eltern Family“ erschien, waren wir stolz darauf, dass unser kleines Projekt in einem großen Medium eine größere Aufmerksamkeit bekam. Nach Erscheinen des Artikels erhielten wir auffällig viele neue Anfragen, insbesondere von Müttern die den Artikel gelesen hatten. Insofern – eine erfreuliche Entwicklung.

Als wir den Artikel später auf Facebook teilten, kamen kritische Kommentare, die teils den Charakter von Hate Speech und Shitstorm hatten. „Rassistische und sexistische Kackscheiße“ etwa lautete einer der Kommentare.

Solche Vorwürfe lassen uns nicht kalt. Wir sind keine Sexisten und keine Rassisten. Unsere Arbeit hat das Ziel, zur Gleichstellung von Männern und Frauen beizutragen und die Beziehungen zwischen Vätern und ihren Kindern zu unterstützen und zu fördern.

Ist es Rassismus, wenn man „Indianerwochenenden“ veranstaltet? Wir wollen die Gelegenheit nutzen, um einige Punkte klar zu stellen.

In den zurückliegenden 10 Jahren haben wir annähernd 100 Wochenendreisen mit Vätern und Kindern im Umweltzentrum Drei Eichen veranstaltet. Zwei Drittel der Teilnehmer nehmen mehrmals teil. Das Teilnehmerfeedback ist fast 100 % positiv.

Unsere Vater-Kind-Wochenenden finden in einem Naturschutzgebiet in Brandenburg statt. Unser Partner „Naturschutzpark Märkische Schweiz e.V.“ hat auf einer Waldlichtung ein Tipidorf gebaut. Die Zelte haben die Bauart der nomadischen indigenen Völker des nordamerikanischen Subkontinents, solange sie nicht von den Kolonisatoren und Einwanderern aus Europa verdrängt und zerstört worden waren. Hier in Drei Eichen ist es nahezu unmöglich, keine Assoziationen zu den Ureinwohnern Nordamerikas zu bekommen. Und so lag im Jahr 2008 nichts näher, als unser Wochenende auch so zu benennen: „Auf den Spuren der alten Indianer“ oder kurz „Indianerreisen“.

In unserem pädagogischen Konzept für diese Wochenendreisen heißt es: „Für einen kurzen Zeitraum bilden wir eine Gemeinschaft aus Vätern und Kindern. Leitgedanke ist eine Atmosphäre und einen Rahmen zu schaffen, in der Große und Kleine gleich wichtig für die Gemeinschaft sind und sie gemeinsam Spaß haben. Innerhalb der Gemeinschaft sollte es immer wieder Zeiten für Väter und ihre Kinder geben. Gemeinsames Erleben stärkt das Vater-Kind-Band. Für viele Väter, insbesondere die, die ihre Kinder nicht oft sehen (entweder wegen starker beruflicher Einbindung oder weil sie getrennt vom Kind leben), sind die Reisen Zeitinseln. Sie knüpfen ein starkes Band mit ihren Kindern, dass die beiden auch darüber hinaus (als schöne gemeinsame Erinnerung) verbindet. Der Austausch mit den anderen Vätern ist für viele eine neue Erfahrung und schafft den Raum für eine gelebte Männer-/Vätergemeinschaft.  Achtsamkeit und Respekt sind unsere führenden Elemente. Hier orientieren wir uns an dem geistigen Erbe der nordamerikanischen Ureinwohner, deren höchstes Gut die Gemeinschaft mit sich selbst, mit seinen Mitmenschen und der Natur war.“ Soweit die Leitgedanken für unsere Veranstaltungen.

Zu deren Umsetzung gehört, dass wir den ganzen Tag in der Natur verbringen und in den Tipi-Zelten übernachten. Smartphones, Tablets usw. müssen ausgeschaltet bleiben. Das „Leitmedium“ im Camp ist das Feuer. In der Mitte des Tipi-Dorfes soll es Tag und Nacht ohne Unterbrechung brennen. Um das Feuer sammelt sich die Gemeinschaft aus Vätern und Kindern um zu beratschlagen, Geschichten zu erzählen und zu singen.

Dies mag eine Vorstellung vom „Indianerleben“ sein, die man gern „romantisierend“ oder „idealisierend“ nennen kann, aber ist dies rassistisch, ausgrenzend, abwertend, in unterdrückerischer Absicht? Wir sind sicher: Nein.

Der Kritik, wir würden uns Kultur unhinterfragt aneignen, möchten wir entgegnen: Die Anlehnung an kulturelle Merkmale indigener Völker erfolgt bei uns als hohe Wertschätzung. Daraus folgt auch, dass viele Teilnehmer, Erwachsene wie Kinder, durch die Teilnahme am „Indianercamp“ erst dazu motiviert werden, sich mit der nordamerikanischen Geschichte, mit der Verdrängung uns in weiten Teilen Zerstörung der indigenen Völker Nordamerikas zu beschäftigen.

 „Toxische“ Männlichkeit?

Die temporäre Gemeinschaft von Vätern und Kindern (beiderlei Geschlechts) wäre komplett missverstanden als Versuch einer Repatriarchalisierung. Ein Gegenindiz könnte immerhin sein, dass insbesondere Mütter, d.h. Partnerinnen der teilnehmenden Väter, ihre „Männer“ und Kinder gern für diese Wochenenden anmelden.

Ein weiterer Vorwurf in den Facebook-Kommentaren zielt auf eine unterstellte Verstärkung geschlechtsrollenstereotypen Verhaltens bei Jungen, auch „toxische Männlichkeit“ genannt. Was soll damit gemeint sein?

Im Artikel in der Eltern Family berichtet der Autor Philipp Hedemann folgendes: „Es wird geschrien, geflüstert und gelacht – nur geweint wird kaum. Auch Noah schreit nicht, wenn er hinfällt. „ Hat gar nicht wehgetan.“ Sagt er jedes Mal, wenn er wieder aufsteht. Einer der älteren Jungen hat ihm gesagt, dass Indianer angeblich keinen Schmerz kennen.“

Hier wird eine kurze Episode aus einem Vater-Kind-Wochenende erzählt, und nicht etwa von einem „erreichten Lernziel“ berichtet. Ein älterer Junge sagt etwas zu einem kleineren Jungen, der das wiederum aufgreift. Das kommt vor, in der Kita, in der Schule und bei unseren Vater-Kind-Wochenenden.

Unsere pädagogische Haltung und Auffassung ist völlig eindeutig. Selbstverständlich kann und darf ein Junge dann weinen, wenn er meint, dass er weinen möchte, oder wenn ihm danach zumute ist. Eine pädagogische Fachkraft sollte, ebenso wie ein Vater (oder eine Mutter) Jungen (und Mädchen) annehmen und bestärken, weinen zu dürfen, wenn ihm danach zumute ist; und er oder sie sollte Trost anbieten und geben. Wir fördern Jungen und Männer als diskurs- dialog- und reflexionsfähige und empathiefähige Menschen mit Emotionen, die gelebt werden können und sollen, untereinander und gegenüber anderen Geschlechtern. Konzeptionell und in unserer Praxis. Durchgehend, konsequent und erfolgreich.

Weinen die Kinder in unserem Camp also weniger, weil Kinder nicht weinen sollen? Oder liegt es daran, dass wir es schaffen, Vätern und Kinder einen Raum zu bieten in dem sie sich geborgen fühlen? Dazu abschließend ein Zitat eines Teilnehmers:

„An den drei Tagen (des Vater-Kind-Wochenendes) erlebten wir, (…) eine wunderbar intensive Zeit zu zweit in Gesellschaft von Gleichgesinnten. In dieser Atmosphäre schien die Zeit still zu stehen. Ich entdeckte hier an meinem sonst sehr zappligen Sohn Seiten, die ich zu vergessen zu haben schien: Ruhe, Gelassenheit und Harmonie. Er selbst schwärmt bis heute von seinem großen Abenteuer in Drei Eichen! Für uns stand schnell fest: So bald wie möglich wiederholen wir das wieder, und dann kommt auch der kleine Bruder mit!“

Das Väterzentrum Berlin an der Marienburger Straße feiert sein 10jähriges Bestehen.

 Aus diesem Anlass soll die „Papa-Party“ lebendig, farbenfroh und spielerisch Wertschätzung und Motivation für alltagsnahes väterliches Engagement zum Ausdruck bringen. Wir alle wissen: Väter sind unentbehrlich für ihre Kinder. Das wollen wir feiern, mit der ganzen Familie: Mütter, Väter, Kinder!

Die Papa-Party soll Ausdruck einer respekt- und lustvollen Auseinandersetzung mit dem Vatersein in einer Zeit des rasanten Wandels der Lebens- und Familienformen sein. Das Gleichgewicht beruflicher und familiärer Aufgaben ist für Männer zu einer zentralen Lebensfrage geworden – ein gesellschaftlicher Trend, eine gesellschaftliche Herausforderung, die sich dem einzelnen Vater im privaten Leben stellt,  ob partnerschaftlich, getrennt oder allein -erziehend. Die Papa-Party will das Engagement von immer mehr Vätern bei diesem Balanceakt würdigen.

Was erwartet die Besucher

Ein Erlebnisparcour mit 15 verschiedenene Stationen (Kletterturm, Feuerwehrlöschübungen, Torwandschießen, Bullenreiten, Mitmachzirkus, Carrerabahnrennen, uvm.), eine Klein-Kind-Area, Schminken, Fahrradregistrierung, Tipizelt, Informationsstände,  große Tombola, Grill, Imbiss, uvm. Das Fest hat einen unkommerziellen Charakter.

 Bühnenprogramm

Eröffnen wird die Veranstaltung Sandra Scheeres, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie (Berlin). Bühnenauftritte gibt es u.a. von den Straßenmusikern „Ruberts Kitchen Orchestra“ sowie dem Zauberer Jan Dober.

Politik: Über zeitgemäße Familienpolitik wird Christian Füller (Journalist und Moderator) mit Direktkanditat*innen für die Wahl des Deutschen Bundestages sprechen.

Partner

Die Veranstaltung findet mit der Unterstützung der AG Jungenarbeit Pankow, Globetrotter, Babysitterexpress, Jump House, Polizei, Feuerwehr, Ostfee, Förderverein Grundschule Marie, Jugendclub Gartenhaus, ASP Marie, Viktoria Mitte, Kickerverleih 5 Meter, Juggle HuB, Mestermacher

Medienpartner

Stadtmagazin Himbeer,  Men`s Health DAD, Pinguindruck

Weitere Infomationen und detalllierte Informationen in unserem Sondernewsletter: http://mailchi.mp/13ec5b6d6fa1/vterzentrum-newsletter-mai-1033449?e=d4fd4a5c24

Themenabend: Das Wechselmodel – die beste Lösung für alle?

Anfang Februar 2017 fasste der Bundesgerichtshof (BGH) mit seiner Entscheidung XII ZB 601/15 einen wegweisenden Beschluss zum Wechselmodell (Doppelresidenz), also zu der Betreuungsform, in der Kinder nach einer Trennung der Eltern paritätisch bei beiden Eltern zu Hause sind.

Der Väteraufbruch für Kinder Berlin-Brandenburg e.V. und das Väterzentrum Berlin e.V. laden am 26. April um 18 Uhr in die Urania  ein, um über das Thema zu diskutieren, Fragen zu stellen oder auch von eigenen Erfahrungen zu berichten.

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei. Teilnamebestätigungen können nach vorheriger Anmeldung ausgestellt werden. Eine Anmeldung ist möglich unter veranstaltung-berlin@vafk.de.

Mehr zur Veranstaltung: https://vaeterzentrum-berlin.de/wp-admin/post.php?post=1275&action=edit

 

Gruppenprogramm “ Getrennt vom Kind“ beginnt am 21.3.

Für unser Gruppenprogramm “ Getrennt vom Kind“ gibt es noch freie Plätze. Die Gruppe startet am 21.3. in Schöneberg, Kurmärkische Str.

Mehr Informationen unter: https://vaeterzentrum-berlin.de/beratung/kurse/getrennt-vom-kind/

Bundestagsabgeordnete Lisa Paus zu Besuch im Väterzentrum

Am 22.02. hatten wir Besuch von der Bundestagsabgeordneten Lisa Paus, der Sprecherin für Familie und Bildung Marianne Burkert-Eulitz und June Tomiak Sprecherin für Jugend.

https://www.facebook.com/lisa.paus/photos/ms.c.eJw9zFEKwEAIA9EbFTXWmPtfrOC6~;XwMDMMsgki2qvnwWJ5vIXvdnE6sldOxhtn0st~;tEdLtfv7JD~_mQFmk~-.bps.a.720022728123021.1073741848.554919787966650/720023004789660/?type=3&theater

 

Vater-Kind-Kuren richtig wichtig

Vater-Kind-Kuren können richtig, wichtig und gut sein – das finden wir schon lange, und jetzt lobt auch das MÜTTER-Genesungswerk! – Seit Jahren schon kooperieren wir mit dem Haus Thomas Morus auf der schönen Nordseeinsel Norderney – die ersten, die sich ein gutes Vater-Kind-Kur überlegt hat und erfolgreich durchführt. Wir empfehlen das Haus schon lange. Nun ist es amtlich – Niedersachsen verlieh dem Haus einen Gesundheitspreis und das Muttergenesungswerk gratuliert dazu. Wir natürlich auch!
http://www.presseportal.de/pm/79377/3497196