Die Coronakrise zeigt: Eltern und Kinder halten zusammen – eine Zwischenbilanz

Die Coronakrise zeigt: Eltern und Kinder halten zusammen – eine Zwischenbilanz

Wie wirkte die Viruskrise auf Familien, und was folgt daraus?

Viele sprachen von Überforderung von Eltern, Rückfall in alte Rollenmuster, Stress und Druck in Familien. Nach vier Monaten Coronakrise können wir jedoch beeindruckt sein von der Kraft und der Resilienz der Familien. Insgesamt lässt sich sagen: Familien halten in der Krisensituation  zusammen und meistern die Situation gemeinsam.

Gewiss ist nicht von der Hand zu weisen, dass Stress wirkt – zum Beispiel, da und dort, so, dass Eltern in traditionelle Rollen zurückfallen – Mütter sehen sich wieder als primär verantwortlich für die Kinder, Väter wieder als der Ernährer. Manche Mütter, manche Väter, ja gewiss – Die Voraussetzungen, Geschlechtsrollenstereotype und „Fallen“ in der Arbeitswelt sind immer noch da und schnappen gern zu. Dennoch – als starker, allgemeiner Trend ist die Rede von der „Retraditionalisierung“ der Elternrollen nicht haltbar. Befragungen etwa aus Österreich und Kanada zeigen gar das Gegenteil – Väter kümmern sich in der Home-Office-Situation mehr um ihre Kinder als im „normalen“ Arbeitsleben. Gespräche mit Vätern im Väterzentrum bestätigen dies – Tenor: Seit meiner Elternzeit war ich meinem Kind nicht mehr so nahe wie in der Coronakrisenzeit. Wer hätte so viel Positives vorausgesagt?

Dennoch hat die Coronakrise wie unter einem Brennglas gezeigt, wo die Sollbruchstellen in den Familien bzw. zwischen Müttern und Vätern liegen, und wo der Handlungsbedarf sowohl im privaten Leben wie auch im gesellschaftspolitischen und staatlichen Handeln liegt. Das Stichwort lautet hier: Stereotype Rollenbilder und –erwartungen überwinden – weiter und noch mehr!

Überraschend sichtbar geworden ist darüber hinaus, dass institutionelle, professionelle Kinderbetreuung, frühkindliche Bildung und Ganztagesbeschulung heute nicht mehr wie noch vor wenigen Jahren als „notwendiges Übel“ betrachtet wird (Stichwort „Fremdbetreuung“), sondern als notwendige und förderliche Infrastruktur für Kinder und für – selbstverständlich – berufstätige Mütter und Väter.

(Notabene: Bis vor wenigen Jahren wurde die Frage der „Fremdbetreuung“ für Kinder immer wieder kritisch diskutiert; die Kita für Kinder unter drei Jahren galt als pädagogisch-psychologisch fragwürdig und Teilzeitberufstätigkeit für Mütter als „richtig“ im Sinne der Kinder und als notwendig in Anbetracht der Infrastruktur. Solche Argumentationen sind heute absolut nicht mehr zu hören – gottlob! Die Coronakrise hat offenbar gezeigt, dass der Blick auf die frühkindliche Entwicklung, der die Mutter-Kind-Bindung und Zuständigkeit der Mütter für kleine Kinder als quasi biologisch notwendig sah, nunmehr überwunden ist! Wer hätte das gedacht – Gesellschaft und Politik-Mainstream sind im 21. Jahrhundert angekommen.

Gleichzeitig wollen wir betonen, dass es uns – uns Eltern! – keineswegs darum gehen sollte, Kinder möglichst gut in Institutionen „abschieben“ zu können, um uns besser unseren beruflichen Prioritäten widmen zu können. Hier hat uns manches aus den Elternnetzwerken irritiert – fast immer galt dem Beruf die Priorität und man bekam oft den Eindruck, dass Kinder hierbei in erster Linie stören.

Letztendlich geht es doch um „Vereinbarkeit“, und zwar um gute Vereinbarkeit  – Kinder sind uns wichtig und wir – Väter und Mütter – wollen ihnen viel Zeit und Fürsorge widmen; gleichzeitig sind uns Beruf und Erwerbsarbeit wichtig! Es bleibt die Frage, wie beide Lebensbereiche, beide Prioritäten so gut wie möglich vereinbart werden können!

Hier machen wir weiter: Weiter wollen wir uns dafür engagieren, dass Väter und Mütter Beruf und Familie gut vereinbaren können.

Corona hat gezeigt, dass die Arbeit im Homeoffice eine Riesenchance ist, hier Neues zu ermöglichen und Vereinbarkeit zu erleichtern. Unternehmen/Arbeitgeber und Führungskräfte haben gezeigt, dass sie in diesem Zug mit drin sind – wir unterstützen das.

Dabei werden die Väter weiterhin unsere fokussierte Zielgruppe sein: Noch bessere Vereinbarkeit, noch bessere Flexibilität fördern.

Aber auch Mütter wollen wir weiter in den Blick nehmen: Flexibilität und Homeoffice bieten mehr als nur Teilzeit; und: Wir motivieren Mütter noch mehr Verantwortung für die Kinder auch die die Partner/Väter abzugeben – oder, um den neuen Ausdruck zu verwenden: Die „mental Load“ zwischen Partnern fairer zu verteilen!

Sehr wichtig bei diesen Betrachtungen ist uns, dass: Trennungseltern und -Kinder unter diesen Vorzeichen ebenfalls mit im Blick sind und bleiben, vielfach sind in Trennungssituationen andere Lösungen notwendig, aber auch möglich. Das Wechselmodell (etwa von Woche zu Woche) zeigt hier noch einmal sein Potenzial.

Wir arbeiten dran!